Keine Planung, keine Ahnung!
Wenn Funktionsbauten geplant werden – und zu diesen gehören auch der Kursaal und seine Nebenräume – dann wird als erstes ein Anforderungsprofil erstellt. Das ist allgemein üblich und auch unverzichtbar, wenn das Bauwerk die gestellten Anforderungen erfüllen soll.
Weder der Verwaltungsrat der Kursaal Engelberg AG noch die Han*s Europe AG hielten das für nötig. Es wird erst einmal gebaut, und dann sieht man schon.
Wie bei Planungssitzungen der Bauherrschaft (!) zutage trat, gab es zumindest für den Kursaal auch kein Raumprogramm. Dieses definiert, welche Funktion, Grösse und Ausstattung ein Raum hat. So konnte der Verwaltungsrat des Kursaals natürlich darüber auch nicht informiert werden. Denn wo keine Planung ist, da gibt es auch nichts zu informieren.
So war z.B. das Büro für die Geschäftsführung und die Beaufsichtigung bei Veranstaltungen leider einmal mehr verloren gegangen. Das kann natürlich bei so einem komplexen Projekt jederzeit passieren. Woher sollte man das auch wissen? Aber, gleich derselbe Fehler wie schon bei der Planung des ersten Kursaalanbaus? Und dann passiert das auch noch einem bereits beim ersten Mal beteiligten Verwaltungsrat?
Nur, der Deligierte der Kursaal AG ist ein ehrenwerter Mann und geniesst das volle Vertrauen des Verwaltungsrates!
Lager, Technik und Künstlergarderobe
Die für den Kursaal vorgesehenen Lagerräume waren eine einzige Zumutung: zu klein, zu schmal oder zu schlecht gelegen, um sinnvoll nutzbar zu sein. Erst durch Intervention des Autors in seiner Funktion als Berater der Kursaal Engelberg AG wurden Verbesserungen vorgenommen. Dies erforderte kein Spezialistenwissen, sondern einfach nur gesunden Menschenverstand. Wo war der bei der Bauherrschaft geblieben?
Die Vorzone der Kursaal-Garderobe z.B. hat eine Fläche 89.1 m². Hier wurde nicht kleinlich geplant, sondern offensichtlich Platz „geschunden“. Zudem liegt die Garderobe im ersten Untergeschoss, ist gar nicht so einfach zu finden und bedarf bei Nutzung ständiger Überwachung. Nur wer bezahlt diese bisher nicht benötigte Person, und wieviele Schilder muss man aufstellen, bis jeder die Garderobe gefunden hat?
Eine zweite Künstlergarderobe, wie sie bereits im abgerissenen Anbau existierte, wurde erst auf Intervention jenes Beraters und der Geschäftsführung eingeplant. Ebenso wurde ein zweites WC erst auf Anforderung vorgesehen.
Folgerung: Es wurde nicht als relevant erachtet, eine Bedarfsanalyse für den Kursaal zu erstellen. Durch Form und Lage der neu erstellten Lagerräume ergibt sich ein höherer personeller Aufwand, weil eine zügige Bestuhlung oder ein schneller Umbau während einer Veranstaltung nicht mehr möglich sein wird. Der Mehraufwand wird Geld kosten. Da dieser dauerhaft auftritt, müssen die entsprechenden Mehrkosten von irgendjemand getragen werden. Nur, wer kommt für diese Kosten auf?
Erkenntnis: Die Kunst der Planung ist vielen Beteiligten offensichtlich nicht bekannt oder vielleicht auch nicht gewollt. Umplanung kostet Zeit und Geld. Beides scheint im Überfluss vorhanden zu sein, wenn man sich ein derartiges Chaos leistet. Es bleibt nur zu hoffen, dass diese Mehrkosten nicht auf die Kursaal AG und damit auf den Steuerzahler abgewälzt werden. Der Mandatsträger der Kursaal AG hätte/sollte/müsste informieren, hat das aber nicht getan. Doch er geniesst das voll(st)e Vertrauen des Verwaltungsrates und ist ohne Zweifel ein ehrenwerter Mann.